Kürzlich zwei Kofferbombenanschläge auf deutsche Bahnhöfe. Gescheitert zwar, aber doch erschreckend. Denn: Obwohl unter den Augen polizeilicher Videoüberwachung ausgeführt wären die Explosionen nicht zu verhindern gewesen.
Erste Reaktion: Wir brauchen flächendeckende Videoüberwachung. Da fragt sich der einfältige Unterschichtler: „Wozu? - Ist es wirklich so wichtig, im Film festzuhalten, was man alles wird nicht verhindert haben können?“
Doch nun wird der Unterschichtler selbst von der Politik in Spiel gebracht. Politiker von CDU und CSU sprechen sich für den Einsatz bewaffneter Zugbegleitern aus.* Der FDP-Sicherheitsexperte sekundiert und der Innenminister hat auch gleich einen Titel: Rail-Marshals sollen sie heißen. Doch wie bezahlen? Der Verkehrsminister erinnert sich an brach liegendes Humankapital: Ein Heer von 5 Millionen Arbeitslosen. Wenn man schon eine Armee hat, warum sollte man sie dann nicht einsetzten?
Der Unterschichtler meint: Eine ganz hervorragende Idee. Und zwar nicht nur im Sinne der inneren Sicherheit, sondern auch, um ihm wieder eine Perspektive zu geben. Das wäre doch was: Ausbildung an der Waffe, Unterricht im Nahkampf und als Begleiterscheinung jede Menge neue Bekannte, die sein Schicksal teilen.
Das bringt Selbstvertrauen. Mal sehen, ob man sich beim JobCenter noch traut, ihm offen mit der Verschleppung seines Antrags zu drohen, wenn er eine Pistole im Holster trägt. Und ob man ihn wieder trotzt ausgewiesener Öffnungszeiten wegen Arbeitsüberlastung den Zutritt verweigert, wenn er ankündigt, von seiner Fachkunde im Tür-Eintreten Gebrauch zu machen.
Ganz zu schweigen von der sozialen Komponente. Bewaffnete Kräfte neigen zur Entwicklung von Corpsgeist. Vielleicht setzt sich ja dann mal ein halbes Prozent der Arbeitslosen zufällig in die Züge nach Berlin. „Herr Minister, vor dem Reichstag stehen fünfundzwanzigtausend Bewaffnete.“
BEZUG: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,433805,00.html